Der Rursee würde langfristig sterben
Bis zu 2 Meter Tide, gigantische Strömungen, aufgewirbelte Sedimente und zerstörte Laichhabitate: Die Pläne des Stromhändlers Trianel stellen einen riesigen, unverantwortlichen Eingriff in das Ökosystem Rursee dar. Auch die flussabwärts gelegenen Ökosysteme würden durcheinander gebracht und gefährdet.
Zu den langfristigen Auswirkungen des Pumpspeicherwerks zählt die Erhöhung der Fließgeschwindigkeiten im Auslaufbereich auf 50 cm/s im Maximum. Somit würden Schlamm-, Lehm- und Sand-Strukturen im See umgeschichtet. Eine tägliche Bewegung der Sedimente bei jedem Hochpumpen und Ablassen. Diese würde im Rursee zu einer ausgewaschenen, toten Geröllwüste rund um die Woffelsbacher Bucht führen.
Die Nahrungsgrundlage für alles Leben in diesem Seebereich würde langfristig zerstört.
Im Fachbericht von Trianel fehlt auch noch die Betrachtung über die durch natürlichen Abfluss am Kraftwerk Schwammenauel hinzukommende Tiefenströmung von ca. 35m³/s. Diese würde sich – durch die unterschiedlichen Tagesvergütungen pro erzeugter Megawattstunde am Strommarkt – im gleichen Zeitrahmen bewegen wie die des geplanten Pumpspeicherwerks.
Hinzu addieren muss man auch noch die Tiefenströmungen von den beiden Ablässen (Kegelstrahlschiebern), die im Hochwasserfall Strömungen von bis zu 70 m³/s zusätzlich liefern.
Die mögliche, gesamt strömende Menge im See beträgt nun also schlimmstenfalls bis zu 445m³/s!
Trianel spricht in ihren Gutachten hingegen “nur” von 340 m³/s. Die im Falle eines Vollstaus entstehende, zusätzliche Strömung durch den Überlauf ignoriert die Firma aus Aachen. Zur Erinnerung: Allein die von Trianel eingeräumten 340 m³/s sind schon mehr Wasser, als die Mosel bei Koblenz in den Rhein abgibt (328 m³/s)!
Müssen wir denn schon wieder Trianels Hausaufgaben machen?
Die durch die hohe Strömung ausgewaschen Sedimente und Nährstoffe belasten dann auch die Rur, was sich auch wiederum negativ auf Flora und Fauna des Gewässers fussabwärts, Richtung Düren, auswirken würde.
In der Rur, der Maas und dem Rhein bis hin zum Meer sind millionenschwere, wasserbauliche Maßnahmen realisiert worden, um die Durchgängigkeit für Aal, Lachs und andere Fischarten wieder zu gewährleisten.
Diese Maßnahmen, wie z.B. die Fischtreppe in Obermaubach, sind durch das Projekt “Lachs 2000″ zur Wiederansiedlung des ursprünglich in der Rur beheimateten Lachses begründet. Die jahrelangen Besatzmaßnahmen und das ganze Projekt würden einen herben Rückschlag erfahren.
Die Fische, die die Bauphase trotz alledem überleben, müssten – Tag ein, Tag aus – mit weiteren Bedrohungen kämpfen, denn auch mit thermischen Belastungen müssen die Fische zurecht kommen: In der Winterruhe haben die Fische durch die ständigen Umschichtungen des Wassers zusätzliche Energie aufzuwenden, um den für sie optimalen Standort zu finden. Das zehrt im Winter, wenn kaum noch Nahrung vorhanden ist, an ihrer Energiereserve.
Die Laichhabitate und Brutfischzonen befinden sich an den flachen Hängen rund um den gut 30 km umfassenden See. Sie würden durch die 2m Tide mehrmals täglich trocken fallen. Dies bedeute, dass der Fisch- und Froschlaich in Zukunft täglich trocken liegen würde und die Fisch- und Froschbrut zusätzliche Verluste zu verbuchen hätte.
Auf Eigeninitiative der Fischereipächtergemeinschaft, den Ortsvereinen am Rursee und in Zusammenarbeit mit dem WVER wurden viele Stege schon heute mit Laichhilfen ausgestattet. Seit Jahren ist auch eine schwimmende, 1000 m³ große, mit Laichhilfen bestückte Insel in Planung, die in einer Bucht versuchsweise installiert werden soll.
Wie will Trianel die vielen Quadratkilometer an Flachwassergebieten – die Kinderstube von Fischen und Fröschen, die durch das Pumpspeicherwerk wegfallen würden – wieder auffangen? Wie eine nachhaltige Reproduktion des angestammten Genpools sicher stellen? Antworten auf diese Fragen verschweigt der Energiekonzern.
“Vater” Rursee darf nicht sterben!
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2 Kommentare
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Aus Fachbeitrag „Touristik“ Compass erstellt für das Planfeststellungsverfahren des Pumpspeicherkraftwerks am Rursee im Nationalpark
Anwohner:
Die Lärmbelästigungen und Erschütterungen in der Bauphase (mind. 6 Jahre) sind vor allem in den Ortschaften Rurberg, Simmerath, Woffelsbach, Strauch, Rollesbroich, Steckenborn, Heimbach, Hasenfeld, Nideggen und Schmidt relevant und werden während der gesamten Bauphase wahrgenommen.
Die Bauarbeiten sowie der Baustellenverkehr werden insbesondere zwischen Schilsbachbucht und dem Oberbecken sowie zur Baustelle in Schwammenauel die Luftqualität durch Staubentwicklung und Fahrzeugabgase stark beeinträchtigen..
Zudem wird der gesamte Bereich der Rurtalsperre durch die Seespiegelabsenkung massiv beeinträchtigt werden.
Eines der wichtigsten Motive eines Rurseebesuches ist die Kombination aus Wald und See. Durch die Seespiegelabsenkung wird sich die Wasserfläche des Sees deutlich verringern, was die Attraktivität der Landschaft erheblich beeinträchtigen wird.
Touristen:
Gäste könnten langfristig ausbleiben, weil sie negative Erfahrungen ( durch die massiven Beeinträchtigungen) in der Region gemacht haben. Bestenfalls bleiben Gäste an der Rurtalsperre, aber sie übernachten in anderen Orten.
Touristen + Medien:
Ein ganz wesentlicher Faktor des Wohlfühlcharakters eines Urlaubsortes ist die Berichterstattung in den Medien Diese Medien haben einen enormen Einfluss auf das Verhalten der Touristen. . Berichte über Bauarbeiten, Sprengungen und Wasserspiegelabsenkungen können die Attraktivität der Region deutlich verschlechtern.
Probleme:
Der Betrieb des Wasserkraftwerkes wird vor allem auf einen schwankenden Seespiegel die Uferangler behindern, während bei der Oberflächenströmung
Segler Probleme bekämen.
Touristische Entwicklung:
Der Bau des Kraftwerkes fällt in der Phase des touristischen Aufschwungs in der Nordeifel. Seit einigen Jahren steigen die Besucherzahlen.
Infrastrukturelle Investitionen erfolgen vermehrt.
Durch eine Qualitätsoffensive bei den Gast- und Hotelbetrieben sollen Wiederholungsgäste an die Rurseeregion gebunden werden.
Pers. Anmerkung: Während und nach dem Bau des Kraftwerkes werden Gäste den Rursee meiden.
Der Bau des neuen Ferienparks in Heimbach sowie des Jugendferiendorfes in Woffelsbach könnte die Besucher durch den Bau des Kraftwerkes wieder abschrecken.
Compass meint, „Baustellentouristen“ könnten Urlaubstouristen ablösen!
Woffelsbach:
In Woffelsbach wird durch die Bautätigkeit nur eingeschränkter Badebetrieb möglich sein.
pers. Anmerkung: Auswirkungen auf Camper!
Radfahrer:
Für Radfahrer ist durch die Sperrung der Schilsbachbucht kein durchgängiger Radverkehr mehr machbar. Umgehungsrouten sind nicht möglich. Der Radtourismus wird zum Erliegen kommen.
Simmerath:
Für Simmerath wird ein deutlicher Rückgang der touristischen Nachfrage angenommen. Durch den starken Bezug zur Rurtalsperre werden die Erholungs- und Wassersportgäste dem See fernbleiben. Es wird mit einem Rückgang um
30 Prozent gerechnet.
Heimbach:
Auch für Heimbach werden starke Rückgänge im Fremdenverkehr voraus-gesehen.
Zusammenfassung:
Bau- und Betrieb des Kraftwerkes werden sich nahezu ausschließlich auf die direkt an der Rurtalsperre gelegenen Kommunen auswirken. Der Untersuchungsraum ist ein klassisches Kurzurlaubs- und Ausflugsziel.
Die Untersuchungsregion ist ein wichtiger Erholungsraum in NRW. Der touristische Einzugsbereich liegt bei rund 200 Kilometer. Der Wassersport ist am Rursee prägend.
Der Nationalpark gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Die Kombination aus Wald und Wasser ist dabei innerhalb der Eifel eine Besonderheit.
Mit derzeit über 400000 Übernachtungen und rund 3,2 Millionen Tagesausflüglern
besitzt der Tourismus eine bedeutende Rolle für die Bewohner und Unternehmen der vier Kommunen am Rursee. Der Wirtschaftszweig Tourismus als Arbeitgeber hat eine herausragende Bedeutung.
Legt man alle Fakten zugrunde, hat der Bau negative Auswirkungen auf die Region.
Ich war zunächst auch grundsätzlich für das Speicherwerk und werde beim lesen Eurer Informationen nun immer skeptischer.
Ja, ich glaube, daß ich jetzt auch eher gegen dieses Projekt bin.
Aber zum Thema Strömungen im Rursee und deren weitreichender Folgen:
Das wäre mit einem separaten Unterbecken gelöst. Nur wäre dann halt die Frage: Wo wäre Platz für dieses Becken?
Das einfachste wäre eine Abtrennung eines Teils des Sees. Doch das wäre ein furchtbar großer Aufwand. Der Bauplatz müsste vielleicht durch eine Spundwand… nein das möchte ich jetzt gar nicht weiterspinnen! Der Standortvorteil der Berg-Tal-Lage würde ad absurdum geführt.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär … Also, könnte ich mt den Fingern schnippen, und PLOPP, alles stünde fertig da…. das wäre noch ne Option. Aber so, sollte ein Speicherwerk, so es denn nötig werden würde, an einem anderen Standort geplant werden.
Zum Beispiel mit zweien der in Zukunft entstehenden Seen, im dann ehemaligen Braunkohle-Abbaugebiet zwischen Düren und Bergheim.