Riskiert Trianel ein Umkippen des Rursees?
In der Bauphase will Trianel den Wasserkörper bis 240 NN absenken. Der Energiekonzern erwähnt im Fachbericht auf seiner Homepage “wesentliches Gefährdungspotential für die Fischfauna” und sagt weiter, dass damit zu rechnen sei, dass Sauerstoffmangel im Wasser entsteht. Was würde das für das Ökosystem Rursee bedeuten?
Durch das Ablassen des Kaltwasserbereichs (der sauerstoffreichen Schichten des Sees, der Rückversicherung für die heißen Monate) in den Sommermonaten der Bauphase, entsteht ein erhöhtes Risiko für Sauerstoffmangel. Ein Umkippen des Sees wird so sehr wahrscheinlich, da nur 10 % (240NN) des Wassenvolumens, die mäßig und warme Zone, übrig blieben.
Trianel argumentiert, dass der See bereits im November 1976 diesen Stand hatte. Das stimmt zwar, dennoch ist der Tiefststand diesmal für die Bauphase von April bis Oktober (die heißen Monate) geplant und deshalb nicht zu vergleichen.
Übrigens: Über den heißen Sommer 1976 – in der Zeit vom 1. April bis 1. September 1976 – lag der Wasserstand zwischen 268,42 NN und 253,52 NN und damit wesentlich höher. Ein Unterschied von 92,3 Mio m³ bzw. 33,5 Mio m³ zum geplanten Seestand während der Bauphase.
Der von Trianel zitierte Hinweis, der See wäre schon bei 255.00 NN gewesen und es wären ja “nur” 15 m Unterschied, muss auch richtig gestellen werden: Der Seestand von 255 NN – verglichen mit dem geplanten Stand in der Bauphase von 240,00 NN – entspricht einer Menge von 56 Mio. m³, also der dreifachen Menge, die dann im Restsee verbleiben würde.
Das bedeutet, dass die Fische über die Sommermonate im warmen, sauerstoffarmen Restsee schwimmen müssten. Da Wasser bekanntlich weniger Sauerstoff bindet je wärmer es ist, würde es einen erheblichen Einschnitt der Sauerstoffkonzentration geben. Viele Fische könnten ersticken.
Der Regen würde im nunmehr freiliegenden Schlamm Nährstoffe freisetzen, die wiederum zu Algenwachstum führen, und somit zu einer ph-Wert Änderung. Schließlich bildet sich aus harmlosem Ammonium tödliches Ammoniak. Spätestens jetzt ist ein massenhaftes Fischsterben sehr wahrscheinlich.
Das Aus für das Leben im See?
Trianel riskiert also das Leben und die Biodiversität im Rursee. Seit über 50 Jahren pflegen über 2000 organisierte Hegefischer einen auf die Talsperre abgestimmten Fischbestand:
Wir sprechen hier von mehr als 21 unterschiedlichen Fischarten. Ein fischereibiologisches Gutachten, das 2005 – 2008 für die sinnvolle Bewirtschaftung des Sees erstellt wurde, liefert folgende Fakten:
- ca. 350.000 Fischsetzlinge (jährlich Besatz)
- Zuwachs des Fischbiomasse von 3,5-5t jährlich
- Entnahme von Hegefischern zwischen 3,5-7,5t jährlich
- Entnahme durch den Kormoran 3,5-14t jährlich (Stand 2008)
Es geht hier nicht um eine finanzielle Erstattung oder um eine Wiedergutmachung durch jährlichen, neuen Besatz:
Hier steht ein seit 1939 gewachsener Genpool, der sich optimal an die Bedingungen des Gewässers angepasst hat, auf dem Spiel.
Kommentare und Pings sind geschlossen.
akzeptierst Du die Nutzungsbedingungen