Trianel und die Zahlen: Zwei Gegensätze prallen auf einander…


640 MW an Leistung soll das Pumpspeicherkraftwerk am Rursee bekommen. Das ist eine ganze Menge. Ein großes Dampfkraftwerk hat heutzutage meist um die 1000 MW. Das ist jeweils die Leistung. Pumpspeicherkraftwerke arbeiten aber nicht immer. Man muß länger mit den Pumpturbinen pumpen, als man Strom erzeugen kann. Schauen wir uns die Zahlen einmal genauer an:


Trianel sagt, man könne mit dem hier geplanten Kraftwerk 460.000 Haushalte mit Strom versorgen. Das ist natürlich eine rein rechnerische Größe und nur der Anschaulichkeit halber gewählt. Nimmt man diese Zahl und den genannten Wirkungsgrad von 80 %, wird Strom für 575.000 Haushalte zum Pumpen verbraucht. Die Differenz von 115.000 Haushalten stellt damit den Eigenverbrauch des Kraftwerks dar.

 

Das Pumpwerk hat also einen Stromverbrauch von 115.000 Haushalten. Die Gemeinde Simmerath hat etwa 15.500 Einwohner und damit vielleicht 6000 Haushalte.

 

Die wenigen Zahlen, die Trianel angibt, geben aber auch noch mehr her: Die Statistik  für Deutschland kennt gültige Werte des durchschnittlichen Stromverbrauches: Der beträgt 3500 kWh im Jahr für den Durchschnittshaushalt.

 

Setzt man diese Zahl ein, d.h. multipliziert man die o.g. 460.000 Haushalte mit dem Durchschnittsverbrauch (3500kWh), kommt man auf 1,61 Mrd. kWh. Um diese Menge an Energie abzugeben, muß das Pumpspeicherwerk Rursee mit seinen 640 MW Leistung ziemlich genau 2515 Stunden im Jahr Strom abgeben…das aber im Volllastbetrieb!

 

Ist das realistisch? Wieviel Strom geben denn andere deutsche Pumpspeicherwerke ab? Markersbach kommt nur auf magere 940 Stunden Leistung im Jahr. Bei dem bisher größten Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands in Goldisthal kommt man rechnerisch auf etwa 1700 Stunden Leistungsbetrieb im Jahr.

 

Wir erinnern uns: Das Pumpspeicherwerk Rursee soll es auf Stolze 2515 Betriebsstunden bringen… Woher Trianel seine optimistische Aussage hat, mit denen es auch die möglichen Erträge des Pumpspeicherwerks rechnet, ist zumindest unklar.

 

Spannend ist auch, mit welchen Zahlen Trianel bei seinem Windparkprojekt rechnet: Im Windpark Borkum werden für die Firma  40 Stück 5 MW-Windanlagen errichtet. Gesamtleistung also 200 MW, die Zahl an Volllaststunden soll zwischen 3500 und 4000 liegen. Man kann also mit einem Durchschnittswert von 3750 Stunden rechnen. Das ergibt eine Jahresstromleistung von 750 Mio. kWh. Damit will Trianel  200.000 Haushalte versorgen.

 

Eine kleine Kopfrechnung: Hier geht also Trianel davon aus, dass der durchschnittliche Haushalt  3750 kWh im Jahr verbraucht! Ja, was denn nun, verbrauchen Windkunden 250 kWh mehr Strom als Pumpspeicherkunden?

 

Wenn nun die Kunden des Pumpspeicherwerks Rursee auch durchschnittlich 3750 kWh Strom verbrauchen würden, müsste die Turbine mit ihren 640 MW bereits 2695 Stunden im Jahr unter Volllast laufen!

Aber die Firma Trianel macht noch mehr Wind.

Bei Eisleben ist ein Windpark in Planung. Hier will Trianel 65 Mio. kWh Strom erzeugen und damit (rechnerisch) 16.000 Haushalte pro Jahr mit Strom versorgen.

 

Nach Trianel sind die Eislebener die größten Stromverbraucher: Hier soll jeder Haushalt 4060 kWh verbrauchen!

 

Wenn die Eifeler jetzt auch, wie die Eislebener, 4060 kWh pro Jahr und Haushalt verbrauchen wollen?  Das geplante 640 MW Pumpspeicherwerk, müsste dann bereits 2920 Stunden im Jahr unter Volllast Strom liefern!

 

 

Welcher Wert gilt denn nun?

 

Bei Trianel weiß der eine nicht, was der andere als Zahlenmaterial verwendet!

 

Unkenntnis? Unerfahrenheit? Irreführung?

 

Und wie passt das zu den gängigen Betriebszeiten der bereits heute vorhandenen Pumpspeicherkraftwerke? Zur Erinnerung: Markersbach läuft 940 Stunden im Jahr. Goldisthal, das modernste und der Star der Pumpwerke, bringt es auf 1700 Betriebsstunden im Jahr.

 

Wieso kommt dann Trianel auf die Idee, mit dem Pumpspeicherwerk Rursee die stolze Auslastung von 2500 Stunden…oder 2700 Stunden… oder gar 2900 Stunden zu schaffen?

 

Womit kalkuliert Trianel, wenn es die Milliardenkosten der Pumpspeicherwerks Rursee in Bezug setzt zu einer möglichen Amortisation oder gar zu einem Gewinn?

 

Andere Energieerzeuger steigen aus der Pumptechnik aus: So will Vattenfall das PSW Niederwartha bei Dresden stilllegen. RWE und EnBW stoppen das Milliardenprojekt Atorf. EON verschiebt den Ausbau des PSW Waldeck.

 

Trianel ist natürlich schlauer… oder?


Kommentare und Pings sind geschlossen.

5 Kommentare

  1. In unserem, Kaff brennen jede Nacht die Straßenlaternen, und wem wird geleuchtet?

    Niemandem!

    Für das, jede Nacht verplempert Geld könnte man jeden Dorfbewohner mit einer hervorragenden Taschenlampe ausrüsten, oder notfalls die gesamte Anlage mit einer Wechselschaltung ausrüsten, die man an jedem Laternenmast wieder einschalten kann.

    In den Städten ist das vielleicht anders, aber wenn man Satellitenaufnahmen betrachtet; beleuchten wir mehr oder weniger unnötig; den Weltraum.

    Da jedes Auto gemeinhin zwei hervorragende “Taschenlampen” besitzt, könnte man so etliche Straßenbeleuchtungen Ausschalten.

    Fazit: wenn wir einfach nur an unnötiger Beleuchtung sparen, wäre die Energiewende schnell erledigt.

    Warum kann man nicht mit überflüssigem Strom; Wasser in seine Einzelteile zerlegen, und diese später wieder in Blockheizkraftwerke einspeisen?

  2. M. Hennes sagte am 16. Januar 2013 um 17:30

    Die Rechnung der Betriebstunden ist ganz einfach:
    Abends und Nachts also zu den Zeiten an denen Strom an der Börse günstig zu haben ist wird Strom eingekauft und damit Wasser hochgepumpt und Tagsüber zu den Zeiten wo er teuer ist weil viel Bedarf und Nachfrage besteht das Wasser durch die Turbinen abgelassen und der Strom zu Tageshöchstpreisen verkauft.
    Also Hochpumpen von etwa 20 Uhr bis 5 Uhr Nachts mit gekauften Strom zu Priesen um die 5 Cent/KWh.
    Ablassen durch die Turbinen und Strom verkaufen von Morgens um 7 bis Nachmittags um 15 Uhr ( Das sind 8 Stunden am Tag mal 364 Tage im Jahr – somit 2912 Stunden. Und wenn man hier Sonn und Feiertage abzieht sind es genau die oben angegebenen 2500 bis 2900 Stunden). Verkauft wird der Strom dann Tagsüber bis zu 40 Cent/KWh …. und von der \”kleinen\” Preisdifferenz lebt dann unter anderen die Firma Trianel. Was sich auf ein Jahr dann mit einem Gewinn mehreren 100 Millionen € ausdrückt.

    Die von Trianel gemachte Angabe das 460.000 Haushalte versorgt werden können (was bei der Turbinenleistung entsprechende Betriebstunden bedeutet) ist der Nachweis das der Pumpspeicher in genau diese Art und weise genutzt wird.
    Mit regenerativen Energien hat das wenig zu tun. Denn Nachts scheint keine Sonne auf Solarpanele und Wind ist dann meist auch nur schwach.
    Der Nachtstrom zum hochpumpen des Wasser kommt also aus Großkraftwerke die Nachts voll durchlaufen. Aufgrund ihrer Größe lassen sich die Kessel nicht innerhalb ein paar Stunden in der Nacht herunterfahren.
    Und das trifft auf die ganz großen Atomkraftwerke besonders zu!!!!
    Also: Hier wird nachts mit Atomstrom Wasser hochgepumpt – tagsüber reingewaschen teuer verkauft. Eine Atomstromwaschanlage auf kosten der Natur!

  3. a.nellessen sagte am 27. Januar 2013 um 09:50

    Solche Aussagen könne nur von technischen Laien kommen.

    Mit neuer LED-Tecnik wäre es vielleicht möglich eine Wechselschaltung zu Erzeugen, aber neben dem viel höheren Preis ist der Stromverbrauch eh viel geringer. Diese Technik wird wohl noch 10 Jahre brauchen. Ansonsten sind die grössten Stromverbraucher im Wärmebereich zu suchen. Dazu gehörten Halogenstrahler Elektrolüfter Durchlauferhitzer usw. Wenn man den Energieverbrauch eines Hauses betrachtet entfällt im verhältnis zur Zeit gerechnet vielleicht 10-20% der Energie aufs Licht. Das andere sind Heizstäbe in Spülmaschinen, Waschmaschinen, Trockner usw.

  4. Bernward Kersting sagte am 17. Februar 2013 um 11:38

    Was mich jetzt momentan ärgert:

    Hier, wie auch auf der Seite von trianel: http://www.trianel-rur.de

    gibt es keinen Lageplan, der mir mal Zeigt, wo das “Ding” denn hinkommen sollte!

    könnt Ihr nicht mal, z. B. ein Meßtischblatt vom Kreis Düren oder der Stadt Nideggen mit Markierungen der Flächen ins Netz stellen?

  5. Ein Freund der Eifel sagte am 2. April 2013 um 07:01

    Nun, die rechnerisch unterschiedlichen Verbräuche je Haushalt lassen sich einfach erklären: Wenn man eine Region mit relativ “wenig” Wind hat, muss man mehr Turbinen installieren, um eine gewisse Zahl an Haushalten zu versorgen. In Spitzenzeiten werden sicher Anlagen abgeschaltet werden, soweit der Strom nicht anders genutzt werden kann. Dafür können in eher flauen Zeiten die Anlagen in Summe auch mit wenig Wind die angegebenen Haushalte versorgen. Insofern werden wohl jedesmal die gleichen Werte unterstellt, nur dass eine mehr oder minder großer Reserve on top kommt. Natürlich wird jeder Konzern Marketing betrieben und sein Projekt gut dastehen lassen. Daher wird immer die maximal mögliche Kapazität angegeben. Was ja auch stimmt, da die Turbinen bei genügend Wind die Leistung ja auch bringen. Denn: Trianel wird die 65 Mio KWh bei Vollauslastung erreichen, nicht aber im Durchschnitt über ein Jahr. Solange es keine vernünftigen Langfriststromspeicher gibt, müssen diese Reserven sein. Ob das PSW die richtige Wahl ist, mag ich aber nicht zu beurteilen.

Mit dem Abschicken Deines Kommentars
akzeptierst Du die Nutzungsbedingungen